Wie barrierefrei sind Fastfood-Restaurants?

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Es hat sich in der letzten Zeit einiges zum Positiven entwickelt, was das Bewusstsein für die besonderen Bedürfnisse beeinträchtigter Personen angeht. Nicht zuletzt aufgrund des neuen Barrierefreiheitsgesetzes, das im Mai 2021 offiziell verabschiedet wurde, erfährt das Thema auch endlich verstärkte Medienpräsenz und bleibt nicht rein auf politischer Ebene stehen. Das ist auch mehr als erforderlich, schließlich sind es laut Erhebungen im Bundesgebiet rund 13 Millionen Personen, die in irgendeiner Weise mit entsprechenden Einschränkungen leben und denen nun endlich mehr Gehör und Verständnis entgegengebracht wird. 

So weit, so gut. Denn die daraus resultierenden Maßnahmen stellen zwar eine Verbesserung an vielen Stellen dar, aber dennoch gibt es jede Menge Hürden, die seither noch nicht in Angriff genommen wurden. Denn wenn es darum geht, als Rollstuhlfahrer*in am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und beispielsweise essen zu gehen, erfordert dies zwangsläufig Recherche im Vorfeld und endet für viele Betroffene letztlich dennoch in einer Enttäuschung.

Die auf Schnäppchen-Plattformen wie Mein Deal vergebenen McDonalds Gutscheine mögen also verlockend erscheinen. Doch kann man überhaupt davon ausgehen, in jeder beliebigen Filiale zurechtzukommen? Gerade bei weit verbreiteten Fastfood-Restaurants tritt die Frage häufiger auf. Doch wie sieht es mit der Antwort darauf eigentlich aus? 

Wie die Bezeichnung “barrierefrei” interpretiert wird

Um den Hintergrund besser zu verstehen, sollte man sich zunächst einmal bewusst machen, dass es bei Barrierefreiheit darum geht, allen Menschen den gleichen Zugang sowohl zu öffentlichen Anlagen und Verkehrsmitteln als auch zu Information und Kommunikationsmitteln zu verschaffen. Und zwar in der Form, dass diese für jeden ohne fremde Hilfe auffindbar, nutzbar und zugänglich sind. 

Somit fällt darunter ebenfalls, leichte Sprache zu verwenden und mit beschreibenden Fotos, Audiodeskriptionen oder Untertiteln zu arbeiten, um Information für jedermann verfügbar zu machen. Diese so genannte digitale Barrierefreiheit wird wohl das nächste große Thema sein. Für die Bestellung im Fastfood-Restaurant sollte ebenfalls an eine solche Möglichkeit gedacht werden, um Personen die Bestellung zu erleichtern, wenn sie aufgrund einer Lese- und Rechtschreibschwäche ihre Probleme damit haben, einen Touchscreen zu bedienen.

Wenn es nun darum geht, wie frei sich Menschen mit Beeinträchtigung eben beispielsweise in Gastronomiebetrieben bewegen können, gibt es leider teilweise sehr individuell gefasste Interpretationen dessen, was die Barrierefreiheit im Einzelnen beinhalten sollte. Genau das macht es für Betroffene auch extrem schwer, sich überhaupt an Angaben oder Zusagen orientieren zu können. 

Die Sache ist vermutlich deswegen so knifflig, weil es häufig zu Verwirrung mit Begrifflichkeiten kommt. Viele Menschen fassen barrierefrei gleichbedeutend mit behindertengerecht oder rollstuhlgeeignet auf, was so aber nicht ganz korrekt ist. Der Begriff rollstuhlgerecht stellt formell höhere Anforderungen an die sanitären Einrichtungen, die Ausmaße der Türen sowie die vorhandene Bewegungsfläche in Räumen und auf Fluren. Menschen mit Gehbehinderung kommen also noch einfacher zurecht, wenn ihr Umfeld nicht nur barrierefrei, sondern sogar rollstuhlgerecht ist. 

So oder so ist allerdings von oberster Priorität, einfachen Zugang zu Gebäuden sowie ausreichend Platz und Wendemöglichkeiten zu haben. Auch behindertengerechte Toiletten und Bedienflächen auf Körperhöhe spielen eine sehr wichtige Rolle, weil beispielsweise der Großteil von Fahrschein-, Bank- oder Zigarettenautomaten so ausgerichtet ist, dass er nur im Stehen bedient werden kann. Für jede*n Rollstuhlfahrer*in ein Alptraum, der eben nur wieder dazu führt, doch auf die Unterstützung anderer angewiesen anstatt selbstbestimmt zu sein.  

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? 

Innerhalb eines Gastronomiebetriebs macht sich Barrierefreiheit in unterschiedlichen Bereichen bemerkbar. Dazu gehört zum einen das Vorhandensein von behindertengerechten Parkplätzen sowie der unproblematische Zugang. Es dürfen also keine unüberwindbaren Treppenstufen oder sonstige Hindernisse vorliegen. Falls doch, muss eine Rampe vorhanden sein, die gegebenenfalls auch am Nebeneingang angebracht werden oder durch eine mobile Rampenlösung ersetzt werden kann. Für die Türenbreite gilt ein Mindestmaß, das eingehalten werden muss, damit eine Lokalität sich selbst offiziell als barrierefrei betiteln kann. 

Erstreckt sich die Lokalität auf mehrere Stockwerke, so müssen diese über einen Fahrstuhl erreichbar sein. Weiterhin sind im Inneren neben einer barrierefreien Toilette auch Sitzplätze erforderlich, an die man problemlos herankommt. All diese Umstände dienen übrigens nicht nur Menschen mit Rollstuhl, sondern natürlich auch älteren Personen oder Eltern mit Kinderwagen in gleichem Maße. 

Auf die Besonderheiten einer Fastfood-Kette bezogen, bei der die Bestellung direkt am Tresen erfolgt, muss zusätzlich genügend Platz zwischen den Tischen vorhanden sein, um sich mühelos dorthin bewegen zu können. Sind digitale Automaten installiert, über welche die Bestellung direkt per Touchscreen erfolgt, so muss sich zumindest eines dieser Geräte in Sitzhöhe befinden, um leicht bedienbar zu sein. 

Im Allgemeinen sind solche barrierefreien Betriebe in der deutschen Gastro-Landschaft leider immer noch recht selten. Häufig wird halbherzig versucht, hier Verbesserungen umzusetzen, die dann jedoch nicht praktikabel sind. Denn mit einem barrierefreien Bestellautomaten ist eben keinem geholfen, solange man aufgrund der zu engen Eingangstüre gar nicht erst dorthin gelangen kann. Letztlich hilft aber natürlich jeder Baustein auf dem Weg zur ganzheitlichen Barrierefreiheit.

Was Fastfood-Restaurants bereits erfolgreich umsetzen 

Die Filialen großer Fastfood-Ketten haben den Vorteil, dass sie in der Regel neu gebaut werden, wodurch bereits in der Bauphase viele wichtige Punkte berücksichtigt werden können. Sie sind meist ebenerdig und haben eine große Parkfläche direkt vor dem Gebäude. 

Damit fallen enge Türrahmen oder steile Treppen ins obere Stockwerk schon einmal weg, wie sie eher in urigen Traditionsgaststätten zu finden sind. Im Vergleich zu anderen Restaurants ist die Barrierefreiheit also in Fastfood-Restaurants deutlich mehr gegeben. Auch die Toilettensituation ist meist vorbildlich. 

Wo weiterhin Nachholbedarf besteht

Anders sieht es allerdings aus, wenn es um rollstuhlgerechte Sitzplätze oder ausreichende Wendefläche geht. Da wird von den Innenarchitekten offensichtlich noch nicht genug mitgedacht, was die anderen positiven Umstände dann schnell wieder zunichte macht. Auch die Aufzugslösungen sind oft fragwürdig. Solange man diese innen nicht auf Sitzhöhe bedienen kann, helfen sie nun einmal keinem weiter. Leider hapert es also oft immer noch an der praktischen Umsetzung, hier beeinträchtigten Kunden mehr Service zu bieten. 

Bei den Angaben auf der Webseite der Filiale ist zudem ebenfalls Vorsicht angesagt, da sich so mancher Betreiber zu schnell als barrierefrei betitelt, ohne aber im Detail an alles gedacht zu haben. Gerade bei Restaurants, die man beispielsweise auf Reisen erstmalig besuchen möchte, macht das die Sache für Betroffene bedauerlicherweise nach wie vor kompliziert.