Karlsruhe/Port-au-Prince (ots) –
Wer nach Haiti blickt, sieht Schwierigkeiten. Chancen, die in dem von Krisen gebeutelten Inselstaat schlummern, gehen da oftmals unter. Genau die will nph mit neuen Möglichkeiten für junge Menschen nun aber stärken. Berufsausbildung und Arbeitsperspektiven für junge Frauen und Männer, darum geht es in dem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten nph-Projekt. 2023 hat es bereits 49 Haitianerinnen und Haitianern zum erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung verholfen.
„Über 60 Prozent der haitianischen Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt“, berichtet der nph-Projektkoordinator für Haiti. „Das stellt ein enormes Potential für die Gesellschaft dar.“ Dass die Arbeitslosenrate bei jungen Menschen gleichzeitig aber sehr hoch ist, liegt unter anderem an dem nur eingeschränkten Zugang zu Berufsausbildungen. Nicht viele können sich die Gebühren für diese leisten, die wenigen Ausbildungszentren im Land sind meist privat. „So geht der Kreislauf der Armut weiter“, erklärt der nph-Projektkoordinator. Ohne Ausbildung haben junge Menschen kaum eine reelle Chance, auf dem Arbeitsmarkt in Haiti Fuß zu fassen.
Das neue nph-Projekt soll das ändern. Eine berufliche Orientierung für 1.500 Schülerinnen und Schüler, eine Ausbildung für 150 junge Frauen und Männer bis Oktober 2025 sowie die Integration in den Arbeitsmarkt sind die Ziele.
Auswahl zwischen Schneiderei, Autowerkstatt und Metallverarbeitung
Mit der beruflichen Orientierung für Schüler will nph diejenigen auffangen, die davon bedroht sind, ihre Schule ohne Abschluss zu verlassen, und kaum Chancen auf eine reguläre Ausbildung hätten. In Haiti hat ein Schulabgang meist andere Gründe als man sie aus Deutschland kennt. Bandengewalt und kriegsähnliche Zustände sorgen dafür, dass jede Bewegung in der Projektregion mit Risiko verbunden ist. Die hohe Inflation und die steigenden Preise von Grundnahrungsmitteln tun ihr übriges. Damit die Familie ernährt werden kann, müssen oft auch Jugendliche dazuverdienen.
Um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen, werden an einem Tag der offenen Tür die drei Berufe vorgestellt, in denen die nph-Partnerorganisation Fondation St. Luc ausbildet. Zur Auswahl stehen Lehren in der Schneiderei, der Autowerkstatt und in der Metallverarbeitung. Interessierte, die infrage kommen, durchlaufen einen Bewerbungsprozess und können durch ein wenig Praxis herausfinden, welcher Bereich ihnen am meisten liegt. 2023 haben sowohl Männer in der Schneiderei als auch Frauen in der Autowerkstatt gelernt. Gerade letzteres ist in Haiti noch lange nicht selbstverständlich.
Bandengewalt: Mehr als die Hälfte der Azubis musste Wohnsitz ändern
Sechs Monate lang werden die zwischen 18 und 32 Jahre alten Azubis am Vormittag in ihren Bereichen geschult. Der Nachmittag ist frei, damit sie sich nebenher ihren Lebensunterhalt verdienen können. Neben sehr viel Praxis kommen auch Themen wie Informatik, Business-Administration und Arbeitsrecht nicht zu kurz. Nach Ende der Ausbildungszeit prüft das Bildungsministerium die jungen Menschen und überreicht ihnen eine staatliche Anerkennung für ihren Beruf. Ende 2023 konnten so insgesamt 49 Absolventen voller Stolz ihre Zertifikate in den Händen halten. Sie haben ihre Ausbildung trotz enormer Herausforderungen und schwieriger Umstände gemeistert. Mehr als die Hälfte der Absolventen musste ihren Wohnsitz während der Ausbildung mindestens einmal wechseln. Die Kriminalität in den Wohnvierteln zwang sie dazu.
„Wir haben einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass diese jungen Menschen ihr Schicksal in die Hand nehmen können“, fasst der nph-Projektkoordinator zusammen. „Es ist ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung. Mit ihm haben sie ihre Würde zurückerobert und mit ihm können sie wagen, die Zukunft zu gestalten, auch wenn die Umstände um sie herum noch immer schwer sind.“
Unterstützung auch noch nach Abschluss
Nach ihrem Abschluss begleitet nph und der lokale Partner Fondation St. Luc die jungen Menschen weiter und unterstützt sie bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Auch hier gibt es Herausforderungen: Viele Betriebe, die Absolventen nach deren Ausbildung anstellen wollten, mussten aufgrund der Sicherheitslage in Port-au-Prince schließen. „Das hat uns dazu gebracht, das Projekt neu zu justieren“, berichtet der nph-Projektkoordinator. Die Absolventen finden sich nun zu kleinen Gruppen zusammen, nph stattet sie mit Werkzeug aus und sie können eigene Aufträge annehmen. Durch nph haben sie die Chance erhalten, sich ihre eigene Zukunft zu gestalten.
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