ADAC-Test ➤ Barrierefrei im Alltag unterwegs

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Jeder geht in Einkaufszentren, Kinos, Kiniken, Volkshochschulen und Einwohnermeldeämter. Aber wie ist es für Menschen mit Gehbehinderungen oder Rollstuhlfahrer? Wie sieht es mit der Barrierefreiheit aus? Im ADAC-Test: Barrierefrei im Alltag unterwegs hat der ADAC die Barrierefreiheit für uns in verschiedenen Städten getestet und wir möchten Sie gerne darüber berichten.

In Deutschland leben ungefähr 8 Millionen schwerbehinderte Menschen. Das sind aber nicht nur Menschen mit einer motorischen Einschränkung, wie Rollstuhlfahrer. Nein, es gibt auch noch viele Sehbehinderte und Blinde, Schwerhörige und Gehörlose aber auch geistig Behinderte. Dazu muss auch noch gesagt sein, dass die Barrierefreiheit nicht nur den Behinderten Menschen nutzt. Auch für Menschen mit Kinderwagen oder älteren Menschen ist die Barrierefreiheit eine Erleichterung.

ADAC-Test: Barrierefrei im Alltag unterwegs 

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Folgendes hat der ADAC in deutschen Städten zum Thema „Barrierefrei im Alltag unterwegs“ getestet. Und zwar auch, wie gut die Barrierefreiheiten in den verschiedenen Einrichtungen im täglichen Leben umgesetzt wurden. Der ADAC kam in diesem Test zu dem Ergebnis, dass die Kommunen aber auch die Betreiber von den verschiedenen Einrichtungen sich Bemühen, die Barrierefreiheit zu verbessern. Nicht alles gelingt gleich und es ist noch ein sehr langer Weg dorthin.

Kategorien des ADAC-Test

  • Informationen im Internet
  • Parkbereich
  • Haltestelle
  • Weg Parkplatz/ Haltestelle-Einrichtung
  • Einrichtungen (Bürgeramt, Klinik, Volkshochschule, Einkaufszentren, Kinos)

Treppen, Rampen, Aufzüge – größtest Problem im ADAC-Test

Die negativen Aspekte zuerst. Der ADAC hat 90 Treppen getestet. Keine einzige davon konnte die Anforderungen von einer kompletten Barrierefreiheit erfüllen. So waren die Kanten der Stufen, jedenfalls die der ersten und der letzten Stufe, ganz selten markiert. Ein anderes Problem ist, dass es noch selterner ein Hinweis am oberen Anfang der Treppe gab, die vor einem eventullen Absturz warnt. Die Treppen an Haltestellen schnitten am besten ab. Die Zugänge in Einrichtungen dagegen am schlechtesten. Das selbe Ergebnis gab es bei den Aufzügen. Hier hat der ADAC 75 getestet. Noch nicht mal ein Drittel hat alle Ansprüche für eine Barrierefreiheit erfüllt. Nur 17 Prozent waren es bei den Rampen. Die Zugänge der Einrichtungen dagegen haben ein besseres Ergebnis erzielen können. Das kann man von den Innen- und Parkbereichen wiederum nicht sagen.

Bedienelemente für ÖPNV-Tickets – Oft zu hoch

Ein ganz großes Problem sind die Bedienelemente an ÖPNV-Tickets- und Parkscheinautomaten. Diese sind sehr oft viel zu hoch und kaum bis gar nicht erreichbar für Rollstuhlfahrer oder Menschen die eine motorische Beeinträchtigung z. B. der Arme haben. Das hat der ADAC-Test bei fast zwei Drittel der Parkscheinautomaten und bei mehr als drei Viertel der ÖPNV-Ticketatomaten herausgefunden. Besonders schlecht ist es für Rollstuhlfahrer oder Gehbehinderte, wenn es an der Halteselle gar kein Ticketautomat gibt. Dann müssten sie sogar im fahrenden Bus oder in der Bahn, sich von ihrem benutzbaren Einstieg weit entfernen, um sich ein Ticket zu kaufen. Für Blinde und Sehbehinderte sollte es ein Bedienelement mit Braille oder 3D Schrift geben, da sie mit Touchscreens nichts anfangen können. Die einzelnen Buttons können sie da nicht ertasten.

Bodenindikatoren für Sehbehinderte

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Für Blinde und Sehbehinderte gibt es bestimmte Leitlinien. Mit diesen Leitlinien soll den Sehbehinderten geholfen werden, sich durch den öffentlichen Raum zu bewegen. Gerade wenn es keine Hauswände gibt, sollten die Bodenindikatoren vorhanden sein. Das sind meistens Platten mit Noppen oder Rippen. Diese sind für die Sehbehinderten sehr wichtig, nur so können sie von einfahrenden Zügen oder Bussen geschützt werden. Im ADAC-Test „Barrierefrei im Alltag unterwegs“ fehlten die Bodenindikationen bei fast der Hälfte der getetsten Haltestellen. Bei fast zwei Drittel waren diese dagegen Kontrastreich gestaltet. An Haltestellen gab es die Fahrgastinformationen per Ansage nur bei ungefähr einen Drittel.

Informationen im Internet 

Egal ob für Menschen mit einer Behinderung oder nicht. Informationen im Internet sind immer wünschenswert. Hier wurde im ADAC-Test geprüft, ob es Informationen zu einer Barrierefreiheit in den verschiedenen Einrichtungen und wie sie man erreichen kann, gibt. Hierbei wurden bei 50 verschiedene Einrichtungen im Internet nach Informationen gesucht. Gerade mal bei 3 Einrichtungen, Einkaufszentren, gab es die entsprechenden Informationen.

Barrierefrei im Alltag unterwegs – wenig Sensibilität im Alltag

Der ADAC hat bereits Vieles getestet. Bei einigen Prüfpunkten gab es ein „Ja, aber…“. Es gab zwar genügend Freiraum z.B. an den Aufzügen, Automaten oder Theken, aber Theken konnte man ganz selten unterfahren. Die Wege in den Einrichtungen bzw. die öffentlichen Wege waren fast immer genügend breit. Es gab aber auch Hindernisse die nicht besonders kontrastreich gestaltet wurden.

Natürlich gab es auch Hindernisse, wie mobile Putzwagen oder andere mobile Teile, die einfach gedankenlos mitten im Weg abgestellt werden. Die öffentlichen barrierefreien Toiletten in den Städten haben meistens der Norm entsprochen und konnten zudem auch gut genutzt werden. Aber auch hier konnten zum Beispiel Mülleimer oder nicht klappbare Wickeltische die Bewegungsfreiheit behindern.

In Parkanlagen kam der ADAC zum Ergebnis, dass diese den gesetzlichen Anforderungen in der Regel entsprachen. Nur bei den Längsparkplätzen sieht es ein wenig anders aus. Wer hier parken und auf der Fahrerseite aussteigen muss, steht leider mitten auf der Straße. Das kann besonders für Gehbehinderte oder Rollstuhlfahrer gefährlich werden.

Wege und Kreuzungen

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Es gab im ADAC-Test auch Positives zu berichten. Auf den Parkplätzen und in den Einrichtungen waren die Wege gut ausgebaut und konnten von Rollstuhlfahrern gut befahren werden. Die vorhandenen Rampen waren auch ausreichend breit. An den Haltestellten die getestet wurden, hatten fast alle eine überdachte Sitzmöglichkeit. Im Straßenverkehr waren die Ampeln oft mit einem tast- oder hörbaren Signal ausgestattet. Die Taster von den Ampeln konnten auch gut erreicht werden.

Auch wenn der Bordstein an den Kreuzungen nicht immer komplett abgesenkt war, konnten die Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte Personen die Kreuzungen fast problemlos überqueren. Der nicht ganz abgesenkte Bordstein kommt dafür den Sehbehinderten wieder zugute. Da meistens die Bordindikationen auf den Gehwegen fehlten, können sie sich an der nicht ganz abgesenkten Borsteinkante ertasten, dass dort wieder der Gehweg sich befindet bzw. beginnt.

ADAC-Test „Barrierefrei im Alltag unterwegs“ – Fazit

Der ADAC-Test „Barrierefrei im Alltag unterwegs“ hat bewiesen, dass es nicht immer viel Kosten muss oder das die Umbauten für eine Barrierefreiheit aufwendig sein müssen. So kann man zum Beispiel die Stufen ganz leicht makieren. Das Beste wäre aber, wenn bei allen Neubauten oder Umbauten die barrierefreien DIN-Maße eingehalten werden. Die Barrierefreiheit sollte nicht nur in den Köpfen von Verantwortlichen, wie z.B. in Einkaufszentren, sein. Auch wir gesunden Menschen jeden Alters sind irgendwann davon betroffen. Gerade wenn man ein eigenes Haus besitzt, sollte man über Barrierefreiheit im Alter schon nachdenken und eventuell zeitig umsetzen.