Bensheim (ots) –
Am 8. September haben die meisten Schülerinnen und Schüler in Deutschland ihren ersten Schultag nach den Sommerferien schon hinter sich. In anderen Regionen der Welt aber können viele Kinder gar nicht zur Schule gehen – zum Beispiel dann, wenn sie eine Behinderung haben. Darauf macht die Christoffel-Blindenmission (CBM) (https://www.cbm.de/) zum Weltalphabetisierungstag am 8. September aufmerksam. Fast 240 Millionen Kinder leben nach Angaben der UNICEF mit einer Behinderung. Etwa die Hälfte von ihnen hat nie eine Schule besucht und damit kaum Chancen, Lesen und Schreiben zu lernen. So war es bis vor kurzem auch bei der zwölfjährigen Loveness aus Tansania.
Loveness strahlt: Sie genießt es, mit anderen Kindern in der Schule lernen zu können. Und sie ist glücklich, mit ihnen in der Pause zu spielen. Ihr Rollstuhl bringt sie jetzt überall hin. Zur Schule gehen, einfach dabei zu sein – das alles war für die Zwölfjährige aus Tansania bis vor kurzem ein unerreichbarer Traum. Noch vor einem Jahr führte Loveness ein Leben im Abseits. Denn das Mädchen hat eine Körperbehinderung. In der abgelegenen Region im Süden Tansanias, in der Loveness mit ihrer Familie lebt, gilt Behinderung oft noch als Fluch. Kinder werden von ihren Eltern aus Scham häufig versteckt.
Gegen die Vorurteile in den Köpfen
Das will das CBM-geförderte Projekt „Take all my Friends to School“ ändern. Keine einfache Aufgabe: Die Partner vor Ort müssen viel Überzeugungsarbeit leisten, um Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie die ganze Gemeinschaft zum Umdenken zu bewegen. „Vor einem Jahr kamen die Helfer auch in unser Dorf“, erzählt Loveness‘ Mutter. „Sie erfuhren von Loveness‘ Behinderung und sorgten dafür, dass meine Tochter einen Rollstuhl bekommt und in eine inklusive Schule geht.“ Inzwischen bringt sie Loveness jeden Morgen eine halbe Stunde über holprige Wege bis zur Bushaltestelle. Von dort sind es noch 25 Kilometer bis zur Schule. Dort blüht Loveness von Tag zu Tag mehr auf. Besonders liebt sie das Lesen. Und so verbringt sie viel Zeit in der Bibliothek. Sie bekommt auch regelmäßig Rehabilitation: Geduldig übt sie am Stehbarren, damit sie später alleine oder mit Gehhilfen laufen kann.
Kinder helfen Kindern
Beim Lernen helfen sich Kinder mit und ohne Behinderungen in der Schule gegenseitig. Das ist Teil des Konzepts. Denn so werden Vorteile am besten abgebaut und sie werden Freunde. Seitdem Loveness zur Schule geht, kann auch ihre Mutter wieder arbeiten. Sie betreibt eine kleine Obst- und Gemüsefarm und verkauft ihre Produkte auf dem Markt. So trägt auch sie zum Einkommen bei, denn der Vater schlägt sich weit entfernt durch, um die Familie zu ernähren. Loveness‘ Mutter hofft, dass ihre Tochter später einmal für sich selbst sorgen kann. Und dass die Vorurteile in der Gemeinde irgendwann Vergangenheit sind: „Meine eigene Familie sieht zwar, welche Fortschritte Loveness seit der Einschulung macht. Aber in der Familie meines Mannes gibt es viele, die sagen, dass es eine Zeitverschwendung ist.“ Vor allem aber wünscht sie sich, dass noch mehr Kinder so wie Loveness Lesen und Schreiben lernen können, damit auch sie die Chance auf ein unabhängiges Leben erhalten.
Über die CBM
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit 115 Jahren. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnern sorgt sie dafür, dass sich das Leben von Menschen mit Behinderungen grundlegend und dauerhaft verbessert. Sie leistet medizinische Hilfe und setzt sich für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Ziel ist eine inklusive Welt, in der Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Fähigkeiten einbringen können und niemand zurückgelassen wird. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 391 Projekte in 44 Ländern. Mehr unter www.cbm.de.
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