Mehr als ein ästhetisches Problem: Kreisrunder Haarausfall in schweren Formen behandlungsbedürftig / Tag der Immunologie 2023: Alopecia areata „verkannte“ Autoimmunerkrankung?

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Bad Homburg (ots) –

Der weltweit jährlich am 29. April gefeierte Tag der Immunologie stand dieses Jahr unter dem Motto „Immunologie im Dialog mit der öffentlichen Gesundheit“. Dank immunologischer Forschung sind viele chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankungen heute gut behandelbar – so auch die Alopecia areata. Doch obwohl häufig mit psychischen Folgen verbunden und mit anderen immunologischen Begleiterkrankungen assoziiert, wird Menschen mit Alopecia areata der bedarfsgerechte Zugang zu medizinischem Fortschritt erschwert. Zusammen mit Haarspezialist:innen befürwortet Lilly daher die Anerkennung des kreisrunden Haarausfalls als behandlungsbedürftige Autoimmunerkrankung. Eine Petition von Betroffenen zu diesem Thema ist aktuell beim Deutschen Bundestag eingereicht und kann ab sofort unterstützt werden.

Lilly widmet sich seit vielen Jahren intensiv der Erforschung und Entwicklung von innovativen Therapien für Menschen mit chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankungen. Zahlreiche Meilensteine in der Arzneimittelentwicklung, u.a. zur Behandlung chronisch-entzündlicher Krankheitsbilder wie der Schuppenflechte, Neurodermitis oder rheumatologische Erkrankungen, konnten so dazu beitragen, die Krankheitslast Betroffener zu mindern und ihnen die Teilhabe an einem weitestgehend normalen Leben wieder zu ermöglichen. Auch die Autoimmunerkrankung Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall) ist seit kurzem zielgerichtet behandelbar.

Alopecia areata – behandlungsbedürftige Autoimmunerkrankung

Bei Autoimmunerkrankungen kann das Immunsystem nicht mehr zwischen selbst und fremd unterscheiden und greift körpereigene Zellen an [1]. Bei Alopecia areata steht der Haarfollikel im Fokus der Entzündung, wobei Entzündungszellen spezifisch die Haarfollikel in der Phase der aktiven Haarbildung angreifen [2,3], und es besteht darüber hinaus ein erhöhtes Risiko, weitere Autoimmunerkrankungen zu entwickeln [4,5].

Menschen mit Alopecia areata sind wegen der fehlenden Haare anfälliger für Sonnenbrand, Augenreizungen und Allergien, denn Haare übernehmen auch wichtige physiologische Funktionen [6].

Psychische Erkrankungen als Folge einer Alopecia areata

Vor allem schwere Formen der Alopecia areata können zu einem enormen Leidensdruck führen [7]. Aufgrund der Alopecia areata entwickeln 70 % der Betroffenen im Laufe der Zeit eine psychische Erkrankung [7,8].

Durch die Behandlung der Alopecia areata können schwere psychische Belastungen der Patient:innen abgefangen werden, die weit über die Bedürfnisbefriedigung und die Steigerung des Selbstwertgefühls hinausgehen.

Dazu gehören:

– schwere Depressionen (8,8 %) [9],
– Angststörungen (18,2 %) [7,9],
– körperdysmorphe Störungen, Sozialphobie und Selbstmordgedanken (12,8 %) [10-13].
– Dies geht einher mit einem signifikant erhöhten Sterberisiko im Zusammenhang mit vorsätzlicher Selbstverletzung, Suizid und psychiatrischen Erkrankungen [14].

Alopecia areata: Zugang zu modernen Systemtherapien erschwert

Medikamente, die das Haarwachstum fördern, dürfen gemäß § 34 Abs. 1 Satz 7 SGB V(a) nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden [15]. Der Dermatologe Prof. Dr. med. Matthias Augustin (Hamburg) kennt aus eigener Erfahrung im Umgang mit seinen Patient:innen den Leidensdruck von Menschen mit Alopecia areata und die möglichen Folgen dieser Autoimmunerkrankung.

„Die Einordnung als „Lifestyle-Erkrankung“ wird dem Leidensdruck bei schweren Formen der Alopecia areata nicht gerecht. Sie erschwert Betroffenen den notwendigen Zugang zu modernen Behandlungsmöglichkeiten“, beschreibt er die aktuelle Erstattungssituation.

Gemeinsam mit anderen Kolleg:innen unterstützt er daher eine Online-Petition an den Deutschen Bundestag, mit der Betroffene erreichen möchten, dass die Alopecia areata als Autoimmunerkrankung anerkannt und damit eine Erstattung der Therapiekosten von zugelassenen Arzneimitteln ermöglicht wird. Auch der Haarspezialist Dr. med. Uwe Schwichtenberg, niedergelassener Dermatologe aus Bremen und ärztlicher Leiter der Informationsseite www.haarerkrankungen.de, setzt sich für die Betroffenen ein.

„Wir haben im Moment die Situation, dass per Gesetz die Alopecia areata völlig zu Unrecht in den gleichen Topf geworfen wird mit allen anderen Haarausfall-Varianten und somit meine Geheimratsecken in der gleichen Liga spielen wie ein kreisrunder Haarausfall, bei dem die gesamte Kopfhaut, Augenbrauen und Wimpern betroffen sind. Die praktische Konsequenz, die sich daraus ergibt, ist, dass heutzutage zwar wirksame Medikamente zur Verfügung stehen, die dann aber nicht zum Einsatz kommen, weil sie nicht erstattungsfähig sind. Das ist eine versicherungsrechtliche Katastrophe und sollte so nicht bleiben“, so Schwichtenberg.

„Als Betroffene weiß ich, was es bedeutet, mit dieser stigmatisierenden Erkrankung leben zu müssen. Wirksame Behandlungsmöglichkeiten können eine Rückkehr zu einem normalen Leben bedeuten. Dies sollte man Betroffenen nicht verwehren“, begründet Patientin Michelle Koch, selbst seit 8 Jahren an Alopecia areata erkrankt, ihr Engagement für diese Petition. Sie hofft auf zahlreiche Unterschriften von Unterstützern, die sich ab Anfang Mai unter dem Link Petitionen: Petition 148387 (bundestag.de) ihrer Petition anschließen können.

Lilly im Schulterschluss mit Betroffenen und Expert:innen

Gemeinsam mit auf Haarausfall spezialisierten Fachärzt:innen stellt Lilly anlässlich des Tages der Immunologie auf www.haarerkrankungen.de Informationen zur Alopecia areata zur Verfügung [16]. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für diese Autoimmunerkrankung zu erreichen und so einen Beitrag für eine Entstigmatisierung von Betroffenen mit Alopecia areata zu leisten.

PP-AU-DE-1581

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[1] Autoimmune diseases. Office on Women’s Health. U.S. Department of Health and Human Services [Zugriff: 17.11.2022]

[2] Pratt CH et al. Nat Rev Dis Primers 2017; 3: 17011

[3] King B et al. N Engl J Med 2022; 386(18): 1687-1699

[4] Betz RC et al. Nat Commun 2015; 6: 5966

[5] Petukhova L, Christiano AM. J Invest Dermatol 2016; 136: 314-317

[6] Buffoli B et al. Int J Dermatol. 2014; 53(3): 331-41

[7] Villasante Fricke AC, Miteva M. Clin Cosmet Investig Dermatol 2015; 8: 397-403

[8] Edson-Heredia E et al. J Dermatol 2022; 49(6): 575-583

[9] Mostaghimi A et al. Dermatol Ther (Heidelb). 2021; 11(3): 867-883

[10] Tzur Bitan D et al. Acta Derm Venereol 2022; 102: adv00669

[11] Jagtiani A et al. Health Hum Behav 2017; 22(1): 50-54

[12] Gupta MA, Gupta AK. Br J Dermatol 1998; 139(5): 846-850

[13] Vélez-Muñiz RDC et al. Skin Appendage Disord 2019; 5(5): 293-298

[14] Lee S et al. JAMA Dermatol 2019; 155(8): 922-928

[15] URL: https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbv/34.html [Zugriff: 15.03.2023]

[16] URL: https://www.haarerkrankungen.de/ [Zugriff 06.03.2023]

(a) Von der Versorgung sind […] Arzneimittel ausgeschlossen, bei deren Anwendung eine Erhöhung der Lebensqualität im Vordergrund steht. Ausgeschlossen sind insbesondere Arzneimittel, die […] der Verbesserung des Haarwuchses dienen.

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Mit Erkenntnissen aus den Bereichen Biotechnologie, Chemie und Genetik treiben unsere Wissenschaftler:innen neue Entdeckungen voran, um einige der größten gesundheitlichen Herausforderungen der Welt zu lösen. So arbeiten sie daran, die Behandlung von Diabetes immer weiter zu optimieren, Adipositas zu behandeln und deren gravierende Langzeitfolgen einzudämmen, den Kampf gegen Alzheimer-Demenz voranzubringen, Lösungen für folgenschwere Störungen des Immunsystems zu finden und schwer zu behandelnde Krebsarten in beherrschbare Krankheiten zu verwandeln.

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