Ich wollte mein Leben zurück! / Pressedossier Handamputation: Erfahrungsbericht Sebastian Fenske zur OTWorld 2024

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Leipzig, Dortmund (ots) –

Schwere Entscheidung: Weiterleben mit oder ohne Hand? Unfälle gehören neben Diabetes zu den Hauptursachen für die knapp 73.000 Amputationen in Deutschland im Jahr 2022 – wie beim ehemaligen Stock-Car-Rennfahrer und Familienvater Sebastian Fenske. 2016 überschlag er sich mit seinem Fahrzeug mitten im Rennen. Dabei wurde seine linke Hand zwischen Überrollbügel und Betonplatte eingequetscht. Wenige Tage nach dem Unfall stand für das betreuende Ärzte- und Orthopädie-Technik-Team am Klinikum St. Georg Klinik in Leipzig fest: Entweder bleibt die Hand in Teilen aber ohne Funktionen erhalten – oder sie wird amputiert. Dann würden die Funktionen weitgehend über eine Prothese wiederhergestellt. Im Gespräch erklärten Dipl. Orthopädietechnikermeister Bernhard Oelßner und der damalige Chefarzt der Handchirurgie im Klinikum, dem verletzten Sebastian Fenske die Optionen.

Vor diese Wahl gestellt, entschied sich der heute 40-Jährige für die Amputation. „Ich wollte mein Leben zurück“, erklärt Fenske. „Um für meine Söhne da zu sein, mit ihnen zu spielen, meinem Sport nachzugehen oder meinen Beruf als Mitarbeiter im technischen Vertrieb auszuüben. Für all das brauche ich zwei funktionierende Hände. Deshalb habe ich mich schnell entschlossen, auf eine gute Prothesenversorgung zu setzen.“

Weitgehende Handfunktion

„Die richtige Entscheidung“, wie Fenske heute betont. Inzwischen trägt er eine myoelektrische, wasserdichte Prothese, hat einen zusätzlichen Adapter mit Greifer für grobe Arbeiten sowie zwei Adapter für seine Hobbys Fahrrad- und Quadfahren. Damit verfüge er gefühlt über 90 bis 95 Prozent der Funktionen seiner natürlichen Hand, sagt Fenske. „Ich bin zufrieden und dankbar, dass ich heute alles ausleben kann, was mir wichtig ist. Bei den wenigen Einschränkungen, die übrig bleiben, frage ich entweder um Hilfe oder verzichte, weil es mir nicht wirklich wichtig ist.“

„Blindes Verstehen“

Für Sebastian Fenske muss seine Prothese inklusive Akku robust, pflegeleicht und verlässlich von morgens 6:00 bis abends 21:00 Uhr funktionieren. „Mit meinem Orthopädietechniker verstehe ich mich blind. Er geht auf meine Wünsche ein und weiß genau, was ich will. Entsprechend passgenau sind seine Vorschläge für die Prothesenversorgung“, berichtet der Familienvater. „Er zeigt mir jeweils, was in meinem individuellen Fall möglich wäre. Ich wähle aus und gemeinsam erarbeiten wir uns eine passgenaue Versorgung, die mir möglichst viel Handlungsspielraum ermöglicht. Denn der Umgang mit jeder Prothese will gelernt sein.“ Bereits in der Rehabilitation direkt nach der Amputation, im Rehaklinikum Moritz Klinik in Bad Klosterlausnitz, habe er erlebt, wie vielfältig Prothesen sein können und wie unterschiedlich Menschen damit umgehen. Einer meiner Mitpatienten konnte schon nach drei Wochen mit der Prothese gehen, andere konnten bis zum Schluss nicht mit der Prothese umgehen. Ich habe für mich festgestellt, dass der erfolgreiche Umgang mit einer Prothese oft Kopfsache ist. Wer die Prothese für sich nicht annimmt, kann auch mit der besten und teuersten Versorgung nichts anfangen“, so Fenskes Einschätzung.

Hohe Motivation

Das bestätigt Orthopädietechniker Oelßner vom Markleeberger Betrieb Orthovital. „Sebastian hat von Anfang an signalisiert, dass er technikaffin ist. Er zeigte den Willen, mit der Prothesenversorgung alles, was ihm wichtig war, wieder umsetzen zu können. Das sind zwei wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche, moderne Prothesenversorgung“, betont der Spezialist für die Versorgung mit Hand- und Armprothesen. „Je klarer ein Patient seine Erwartungen an eine Prothese äußert, desto besser können wir diese erfüllen.“ Wenn er ab und an ein Video von Sebastian Fenskes Quadausflügen erhalte, zeige ihm das einmal mehr, wie wichtig sein Beruf ist und motiviere ihn besonders. Er versuche, das Beste für jeden Patienten zu erreichen und das individuell passende im Rahmen des Hilfsmittelverzeichnisses des Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) zu realisieren.

Fenskes Fazit sieben Jahre nach dem Unfall: „Ich habe mein Leben zurück!“ Auch wenn selbst seine Hightech-Prothese ihm die vielfältigen natürlichen Bewegungsabläufe seiner Hand nicht vollständig ersetzen kann. Deshalb freut er sich immer über neue Entwicklungen aus Industrie und Handwerk.

Wie Patienten wie Sebastian Fenske in Zukunft weltweit versorgt werden können, zeigen Experten aus Medizin, Orthopädie-Technik und Physiotherapie sowie Hersteller zu Weltkongress und internationaler Fachmesse OTWorld vom 14. bis 17. Mai 2024 in Leipzig.

Sebastian Fenske steht während und im Anschluss an den Presserundgang zur OTWorld am 14. Mai 2024 für Fragen zur Verfügung.

Amputationen, Arm- und Beinprothesen – Zahlen und Fakten

Über das DRG-Vergütungssystem, das die Vergütung im System der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) nach diagnosebezogen Fallpauschalen regelt, wurden in Krankenhäusern in Deutschland im Jahr 2022 insgesamt knapp 73.000 Amputationen abgerechnet. Davon entfielen fast 51.000 auf die Exartikulation von Füßen, gut 16.000 auf die untere Extremität, rund 5.100 auf Handamputationen sowie 237 auf Fälle von Exartikulation der oberen Extremität. Menschen nach Amputationen werden in der Regel mit individuellen Prothesen versorgt. Laut Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) bezahlten die gesetzlichen Krankenkassen 2022 knapp 1.700 Armprothesen und etwa 63.000 Beinprothesen.

Pressekontakt:
Kirsten Abel
Pressesprecherin des Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik
Reinoldistr. 7 -9, 44135 Dortmund
Telefon: 01715608125E-Mail: [email protected]
Original-Content von: Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots