Fakt oder falsch? Mythen über Hernien im Experten-Check

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Hamburg (ots) –

Rund jeder vierte Mann und zwei von 100 Frauen erleiden im Laufe ihres Lebens einen Leistenbruch oder einen anderen Bauchwandbruch. Nicht ohne Grund sind sogenannte Hernien also ein viel diskutiertes Thema – insbesondere in online-Foren. Hernien-Experten aus Hamburg schalten sich ein und antworten auf verbreitete Fragen und Sorgen sowie jede Menge kursierendes Halbwissen zu ihrem Fachgebiet.

„Heb dir keinen Bruch!“

„Eine altbekannte Redewendung – und noch heute ein häufiges Missverständnis“, so Dr. Wolfgang Reinpold, der 2021 gemeinsam mit seinem Chefarzt-Kollegen Prof. Henning Niebuhr das spezialisierte Hamburger Hernien Centrum gegründet hat. Der Chirurg klärt auf: „Ein Bauchwandbruch wie beispielsweise der Leistenbruch ist kein Knochenbruch, der durch einen Unfall entsteht. Stattdessen resultieren Hernien aus natürlichen Schwachstellen der Bauchwand. Insbesondere bei angeborener Bindegewebsschwäche – Ursache Nummer 1 für alle Bauchwandbrüche – können diese größer werden und aufreißen bzw. brechen.“

Die Entstehung einer Hernie ist also eher ein schleichender Prozess, der oft lange ohne Symptome verläuft. „Dann kann es aber durchaus sein, dass sich der Bruch bei extremer Belastung plötzlich bemerkbar macht – etwa durch eine typische tast- und häufig auch sichtbare Beule in der Bauchgegend, wie man sie vom Leistenbruch kennt.“

„Hernien sind Männersache“

„Ebenfalls eher Halbwissen“, sagt Hernien-Spezialist Prof. Henning Niebuhr. „Während der Leistenbruch tatsächlich vorwiegend männliche Patienten trifft, kommen andere Hernien wie beispielsweise der Nabelbruch oder der ebenfalls weit verbreitete Narbenbruch bei beiden Geschlechtern vor.“ Nicht selten treten Hernien auch im Zusammenhang mit Schwangerschaften auf – nämlich dann, wenn die Bauchwand dem zunehmenden Volumen und Druck im Bauchinneren nicht standhält.

Das weibliche Pendant zum Leistenbruch ist zudem der Schenkelbruch – eine Hernie unterhalb des Leistenbandes, die aus anatomischen Gründen vorwiegend Frauen betrifft. Prof. Niebuhr: „Grundsätzlich gilt: Wer ein typisches Symptom wie eine Vorwölbung am Bauch bzw. im Bereich von Narben oder einen hervortretenden Nabel bei sich entdeckt, sollte zumindest an eine Hernie denken – egal, ob Mann oder Frau.“ Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Frauen plötzlich unter starken Leistenschmerzen leiden. „Diese können unter Umständen auf einen fortgeschrittenen oder bereits eingeklemmten Schenkelbruch hindeuten, der mindestens abgeklärt, oder schlimmstenfalls sofort operiert werden muss.“

„Hernien sind harmlos“

Dieser Meinung sind recht viele Betroffene – und verstehen ihren Bauchwandbruch vorwiegend als kosmetisches Problem. „Leider nur bedingt richtig“, kommentiert Dr. Wolfgang Reinpold. „Solange keine Komplikationen auftreten, ist eine Hernie tatsächlich ungefährlich. In seltenen Fällen kann es jedoch passieren, dass Darm oder andere Organe durch den Riss in der Bauchwand rutschen und schlimmstenfalls in der Bruchlücke einklemmen.“ Da dies zu schwerwiegenden Folgen wie u. a. einem Darmverschluss führen kann, ist ein eingeklemmter Bruch immer ein chirurgischer Notfall und Anlass für eine sofortige OP. „Bei einer diagnostizierten Hernie haben wir also in den meisten Fällen Zeit, raten aber dennoch über kurz oder lang zur OP, um seltene, aber gefährliche Komplikationen zu vermeiden“, so Dr. Reinpold.

„Gegen Hernien ist ein Kraut gewachsen“

„Ein Irrglaube, der offenbar weit verbreitet ist“, schmunzelt Prof. Henning Niebuhr. „In Indien habe ich einen Tee entdeckt, der gegen Hernien helfen soll und auch in Deutschland kursieren nicht nur Web-Einträge, sondern auch vermeintliche Fachbücher zum Thema.“ Doch, dass man Bauchwandbrüche mit Heilkräutern oder einer Ernährungsumstellung heilen kann, ist falsch. Einzige Behandlungsoption bei Hernien ist eine OP.

Eine Ausnahme stellt der Zwerchfellbruchdar, bei dem es vor allem darum geht, Symptome wie insbesondere ständiges Sodbrennen zu lindern. „Gegen Zwerchfellhernien ist zwar auch kein Kraut gewachsen, aber hier kann man medikamentös viel erreichen. Eine OP ist nur bei ausbleibendem Erfolg oder Komplikationen erforderlich.“

„Mit Leistenbruch & Co. ist Sport tabu“

Stimmt nicht ganz: „Zwar sollten Patienten beispielsweise bei einem Leistenbruch auf extreme Sportarten mit besonderer Belastung der Bauchmuskeln verzichten und nicht unbedingt Gewichte stemmen. Gegen normales Fitnesstraining ist aber in der Regel nichts einzuwenden“, macht Dr. Halil Dag, Oberarzt im Hamburger Hernien Centrum, Mut. Gerade im Hinblick auf eine anstehende OP ist es sogar ratsam, aktiv zu bleiben. Denn wer körperlich fit ist, ist nach einem Eingriff mit Narkose in der Regel schneller wieder auf den Beinen.

Nach einer Hernien OP gilt dann für Sportler: Leichte Bewegung ist nach sieben bis zehn Tagen möglich, mit voller Belastung kann ca. vier Wochen nach dem Eingriff wieder begonnen werden. „Ob Gewichtheben, Bodybuilding oder auch Yoga Extreme – rund sechs Wochen nach einer Hernien Operation ist in der Regel alles wieder möglich, was Sie auch vorher konnten“, so Dr. Halil Dag.

„Da kann man nichts machen: Der Bruch ist zu groß für eine OP“

„Eine wenig zufriedenstellende Aussage, mit der aber vor allem Narbenbruch-Patienten häufig konfrontiert sind“, weiß Prof. Henning Niebuhr. Denn gerade diese Hernie – eine Komplikation, die nach bis zu 25% aller offenen Bauch-OPs auftritt – kann riesige Ausmaße annehmen. So haben die Spezialisten im Hamburger Hernien Centrum schon mehrfach Narbenhernien von 40 Zentimeter und größer behandelt.

„Werden diese Patienten von Ärzten abgewiesen, ist das nicht nur frustrierend, sondern auch gesundheitlich bedenklich“, betont der Experte. So kann ein sehr großer Narbenbruch ernstzunehmende Folgen haben. Um Komplikationen zu vermeiden, muss rechtzeitig eingegriffen werden. „Ziel ist immer, die natürlichen Verhältnisse mit Eingeweiden in einer geschlossenen Bauchhöhle wiederherzustellen. Mit der innovativen, für Patienten besonders schonenden Intraoperativen Faszientraktion (IFT) haben wir hier bereits sehr überzeugende Ergebnisse erzielt“, so Prof. Niebuhr.

„Ein Netz im Bauch ist ein gefährlicher Fremdkörper“

Um Wiederholungsbrüche zu vermeiden, werden Hernien in der Regel mit Kunststoffnetzen verschlossen – ein Punkt, der vielen Betroffenen Unbehagen bereitet. Geht es nicht auch ohne Netz? Was wenn der Fremdkörper im Bauch zu Komplikationen führt? „Häufig gestellte Fragen, aber hier können wir beruhigen“, so Dr. Wolfgang Reinpold. „Moderne Techniken – wie etwa die TAPP OP beim Leistenbruch und die MILOS Operation für Bauchwandbrüche und Rektusdiastasen – kommen ohne Netzeinlage innerhalb der empfindlichen Bauchhöhle aus.“ Stattdessen werden die Kunststoffnetze in die günstigste Schicht zwischen Bauchfell und tragender Bauchwand eingebracht. „Diese Verfahren bieten enorme Vorteile. Gerade mit der MILOS OP erreichen wir im Vergleich zu herkömmlichen Techniken signifikant geringere Komplikations- und Schmerzraten und können Patienten die Sorge vor dem ‚Netz im Bauch‘ in der Regel schnell nehmen“, fasst Dr. Reinpold zusammen.

„Nach einer OP mit Netz darf ich nicht mehr schwanger werden“

Eine häufige Annahme von jüngeren Hernien-Patientinnen oder Frauen mit einer Rektusdiastase – einem oft schwangerschaftsbedingten Spalt zwischen den Bauchmuskeln, der in ausgeprägten Fällen operativ versorgt werden kann. „Die Sorgen sind nachvollziehbar, aber vielfach können wir Mut machen“, so Dr. Cigdem Berger, Oberärztin im Hamburger Hernien Centrum. „Die Kunststoffnetzte sind belastbar. Zumindest kleinere Netze stellen unserer Erfahrung nach kein Hindernis für eine Schwangerschaft oder eine natürliche Geburt dar.“

Es gibt jedoch auch Operationen, die nur bei abgeschlossener Familienplanung sinnvoll sind. „Sehr ausgeprägte Rektusdiastasen mit massivem Hautüberschuss versorgen wir in der Regel gemeinsam mit plastischen Chirurgen. In einem Eingriff werden dann Rektusdiastase sowie mögliche Hernien verschlossen und die Bauchdecke zusätzlich gestrafft.“ Dieser vergleichsweise große Eingriff ist erst anzuraten, wenn kein Kinderwunsch mehr besteht, da ein nochmaliges Ausdehnen der eng rekonstruierten Bauchwand nicht ratsam wäre.

Über das Hamburger Hernien Centrum (HHC)

2021 haben sich die international führenden Hernien-Spezialisten Prof. Henning Niebuhr (https://hernie.de/team/prof-henning-niebuhr/) und Dr. Wolfgang Reinpold (https://hernie.de/team/dr-wolfgang-reinpold/) mit zwei Oberärzten zum Hamburger Hernien Centrum (HHC) zusammengeschlossen. An mehreren Standorten in Hamburg werden alle Hernientypen behandelt – darunter Leisten-, Schenkel-, Nabel-, Bauchwand-, Narben- und Zwerchfellbrüche sowie Rektusdiastasen und Sportlerleisten. Im Hamburger Hernien Centrum werden entscheidende, von den beteiligten Chirurgen entwickelte, Innovationen zusammengeführt und Patienten über den gesamten Behandlungsprozess von spezialisierten Fachärzten begleitet.

Pressekontakt:
Sarah Sieweke
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Original-Content von: Hamburger Hernien Centrum, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots