Baierbrunn (ots) –
Die Biochemikerin Gerty Cori trägt 1929 maßgeblich zur Entdeckung des Kreislaufs von Glucose und Milchsäure in den Muskeln bei. Wie die spätere Nobelpreisträgerin dennoch fast ihr ganzes Leben lang um Anerkennung als Wissenschaftlerin kämpfen muss, erzählt die neue Folge des gesundheit-hören-Podcasts Siege der Medizin.
Gerty Theresa Cori gilt als eine der größten Biochemikerinnen im 20. Jahrhundert, sie wurde für ihre Forschungen weltberühmt, erhielt als erste Frau weltweit den Nobelpreis für Medizin – und dennoch waren ihr Leben und ihre Arbeit in einer männerdominierten Wissenschaft ein einziger Kampf um Anerkennung. Auch wenn Cori als Wissenschaftlerin in ihrer Zeit unter den abstrusesten Nachteilen zu kämpfen hatte, ließ sie sich dennoch nicht unterkriegen – viel zu groß waren ihre Begeisterung für die Forschung und ihr Wissensdrang.
In der neuen Folge von Siege der Medizin, dem erfolgreichen medizinhistorischen Podcastformat von gesundheit-hören aus dem Wort & Bild Verlag, erzählt Schauspielerin Andrea Sawatzki als Host des Podcasts die erstaunliche Geschichte der Medizinforscherin Forscherin Gerty Cori. Experte in dieser Folge von Siege der Medizin ist Professor Michael Bauer, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, daneben auch noch Sprecher des Forschungszentrums Sepsis und Infektionsmedizin seiner Klinik.
Schon als Kind zeigt Gertrude Theresa Radnitz, so ihr Mädchenname, großes Interesse und Neugier für Anatomie, für die Funktionen des Körpers. Ermuntert durch ihren Onkel, einen angesehenen Kinderarzt, studiert sie ab 1914 an der Deutschen Universität in Prag Medizin. In der damaligen Zeit war das tatsächlich noch eine kleine Sensation, denn offiziell war Frauen dieses Studium erst seit 1900 erlaubt. An der Uni lernt Gerty ihren Studienkollegen Carl Ferdinand Cori kennen, 1920, kurz nach Abschluss ihres Studiums, heiraten die beiden. Carl fasziniert Gertys Hingabe an die Wissenschaft, er ist überglücklich, diese außergewöhnliche Frau gefunden zu haben. Später ziehen die beiden nach Österreich, ein paar Jahre später in die USA – weil die Coris hoffen, dort an bessere Jobs in der Medizinforschung zu kommen, und weil Gerty aus einer jüdischen Familie stammt und der Antisemitismus in Österreich immer stärker wird.
Doch auch in den USA hat das Ehepaar mit massiven Vorbehalten gegenüber einer Frau als erfolgreicher Wissenschaftlerin zu kämpfen. 1929 gelingt Gerty Cori ihre größte Entdeckung: Gemeinsam mit Carl und dem argentinischen Forscher Bernardo Alberto Houssay beschreibt sie den Kreislauf von Glucose – also Zucker – und Milchsäure in den Muskeln, der heute als Cori-Zyklus bekannt ist. „In dieser Forschungsgruppe war Gerty Cori wohl diejenige, die besonders geschickt war mit der Entwicklung analytischer Methoden rund um Glucose und Glykogenstoffwechsel“, sagt Professor Michael Bauer.
Nach der Veröffentlichung bekommt Carl – und nur er – mehrere sehr gute Angebote für Forschungsstellen an verschiedenen US-Universitäten. Bei einem Vorstellungsgespräch wird ihm mitgeteilt, es sei „un-amerikanisch“, wenn ein Ehepaar zusammenarbeite. Carl Cori, der bedingungslos zu seiner Frau steht, muss viele Angebote ablehnen, bis sich schließlich mit der Washington University School of Medicine in St. Louis ein Kompromiss aushandeln lässt: Carl wird Leiter der Pharmakologischen Abteilung, seine Frau wird als Forschungsstipendiatin eingestellt – zum einem symbolischen Gehalt, das ein Zehntel des Gehalts von Carl Cori beträgt.
Trotz aller wissenschaftlicher Erfolge dauert es bis 1943, bis Gerty Cori endlich zur „außerordentlichen Professorin“ ernannt wird. Doch erst als die große Wissenschaftlerin 1947 gemeinsam mit ihrem Mann Carl und dem Forschungskollegen Houssay den Nobelpreis gewinnt, wird ihr der Rang einer ordentlichen Professur zuerkannt. Gerty Cori ist – nach Marie Curie und ihrer Tochter Irène Joliot-Curie – erst die dritte Frau, die mit einem Nobelpreis in Naturwissenschaften ausgezeichnet ist. Und sie ist die erste Trägerin des Medizinnobelpreises. Übrigens: Bisher wurde der Nobelpreis für Medizin 223 Mal verliehen. Doch nur 13 der Ausgezeichneten, knapp sechs Prozent, sind Frauen. Auch wenn Gerty Coris Geschichte viele Jahrzehnte zurückliegt und sich auch im Wissenschaftsbereich bezüglich Geschlechtergerechtigkeit viel verändert hat, sieht Professor Michael Bauer doch nach wie vor großen Handlungsbedarf – weil „statistisch betrachtet doch immer noch eine Unterrepräsentation von Frauen zumindest in den Führungspositionen oder auch bei den Professuren besteht“.
Siege der Medizin auf einen Blick
Der Podcast dreht sich um die größten medizinischen Errungenschaften und die Persönlichkeiten, die sie vorantrieben – in der ersten und zweiten Staffel spannend und plastisch erzählt von Ulrich Noethen, ab der dritten Staffel von Schauspielerin Andrea Sawatzki. Neben Expert:innen lassen die Erzähler:innen die Geschichte selbst zu Wort kommen und nehmen die Hörer:innen mit auf eine Zeitreise in die jeweiligen Situationen und Orte der medizinhistorischen Meilensteine. Mit hörspielartigen Dialogen, Expert:innenstimmen sowie einem herausragenden, sparsam eingesetzten Sounddesign aus Musik und reduzierten Geräuscheffekten verbindet der Podcast Informationsvermittlung mit Gänsehaut beim Zuhören und macht aus Medizingeschichte ein besonderes Hörerlebnis. Das kommt bei den Hörer:innen an: Mit bislang fast 950.000 Downloads und Streams und einer Top-Platzierung in den Apple-Charts der Gesundheitspodcasts gehört das Format zu den Publikumslieblingen.
Siege der Medizin kommt alle vierzehn Tage neu von gesundheit-hören, dem Audio-Angebot der Apotheken Umschau. Kostenlos abrufbar ist Siege der Medizin auch überall sonst, wo es Podcasts gibt, z.B. bei Spotify oder Apple Podcasts.
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Quelle: ots