Filderstadt (ots) –
Der 1. Januar ist für viele Menschen in Deutschland ein besonderer Tag. Das neue Jahr beginnt, vor uns liegt 2023: Bei Christoph Nürnberg werden keine Sektkorken knallen, „wenn das Einsatzaufkommen es zulässt, wird die diensthabende Crew abends zusammen kochen“, sagt Stationsleiter Wilhelm Pfitzinger.
Am 1. Januar 1993 wurde die Station mit dem Intensivtransporthubschrauber (ITH) Christoph Nürnberg gegründet. Von Anfang an dabei ist Thomas Münsterer. „Mit einer Bell 412 sind wir damals gestartet“, erinnert sich der Pilot, „und natürlich hat sich in den 30 Jahren eine Menge verändert. Wir saßen in der Bell ja noch vor analogen Instrumenten, heute fliegen wir eine H145. Einen hoch technologischen Hubschrauber, der alles selbst könnte“, ergänzt der 61-Jährige.
Thomas Münsterer ist begeistert von der H145, die bei Christoph Nürnberg auch noch mit einem 5-Blatt Rotor ausgestattet ist. „Dieser Hubschrauber ist ein Meisterwerk von Airbus und für unsere Bedürfnisse hervorragend geeignet. Wir haben auch in der Kabine mehr Kapazität, da hat sich in den vergangenen Jahren enorm viel getan.“
Obwohl Thomas Münsterer schon so lange dabei ist, „mache ich diesen Job nach wie vor sehr, sehr gerne. Unsere Arbeit ist sinnvoll und äußerst abwechslungsreich. Wir fliegen auch schon mal bis nach Dresden oder Hannover“.
Manchmal kann es aber auch Richtung Süden gehen, so wie im Dezember 2022, als Stationsleiter Wilhelm Pfitzinger mit der medizinischen Crew einen besonders anspruchsvollen Flug vor sich hatte: „Wir hatten weitflächigen Nebel, der Patient hatte eine Vergiftung, die in München behandelt werden musste. Dieser Flug war für uns alle eine Herausforderung, die wir zusammen bewältigt haben.“
Und genau das wünschen sich alle Stationsmitglieder auch für die Zukunft: Möglichst reibungslose Flüge, „die wir im Sinne der Patientinnen und Patienten abwickeln“, sagt Thomas Münsterer stellvertretend für die Crews von Christoph Nürnberg. Da vor allem Patienten in kritischen Situationen nicht nur tagsüber von einer Klinik in eine andere transportiert werden können, ist Christoph Nürnberg rund um die Uhr im Einsatz. „Die steigenden Einsatzzahlen belegen, dass wir gebraucht werden“, sagt Stationsleiter Wilhelm Pfitzinger, „wir werden am Ende des Jahres etwa 1050 Einsätze geflogen haben.“
Auch aus Sicht der Medcrew hat sich enorm viel verändert. Der 56-Jährige Notarzt Dr. Bernd Landsleitner war in der Anfangszeit von Christoph Nürnberg als Rettungsassistent dabei und erinnert sich gut an diese Zeit: „Das Berufsbild des Rettungsassistenten war gerade erst entstanden und wir waren damals die erste Generation an professionell ausgebildeten Rettungskräften mit einer zweijährigen Berufsausbildung. Trotzdem war in dem noch neuen Feld des Intensivtransports oft Improvisationstalent gefragt.“ 2014 wurde der Rettungsassistent vom Notfallsanitäter mit dreijähriger Berufsausbildung und erweitertem Kompetenzniveau abgelöst.
Am beeindruckendsten findet Dr. Landsleitner die Weiterentwicklung der Medizintechnik: „Die Verlegung eines künstlich beatmeten Intensivpatienten erforderte damals eine Spezialtrage an der ein Beatmungsgerät sowie Sauerstoff- und Druckluftflaschen verbaut waren. Zum Anheben brauchte es mindestens vier, besser sechs Personen. Heute verwenden wir Intensivrespiratoren in der Größe eines Toasters, die viel mehr können als die Geräte von damals. Damit ist es heute möglich, schwerkranke Patienten mit komplexen Krankheitsbildern mit dem Hubschrauber zu verlegen, die früher als ’nicht transportfähig‘ galten“. Sonografie- und Blutgaslaborgerät in der Größe eines Taschenrechners, Atemwegssicherung mittels Videotechnologie? „Das hätten wir vor 30 Jahren nur an Bord des Raumschiff Enterprise gesucht – heute gehört es zur Standardausstattung unserer Rettungshubschrauber! Christoph Nürnberg wünsche ich alles Gute zum 30. Geburtstag“, sagt Dr. Landsleitner, der weiterhin als Notfall- und Intensivmediziner tätig ist.
Neben Christoph Nürnberg ist mit dem Christoph 27 ein zweiter Hubschrauber der DRF Luftrettung am Flughafen stationiert; dieser ist täglich von 7.00 Uhr morgens bis Sonnenuntergang vorrangig für Notfälle einsatzbereit. „Ist Christoph 27 im Einsatz, werden wir tagsüber, aber auch nachts, unterstützend in der Notfallrettung eingesetzt, um beispielsweise Verletzte nach einem Verkehrsunfall medizinisch versorgen zu können und bei Bedarf vom Unfallort in eine geeignete Klinik der Maximalversorgung zu bringen“, erläutert Stationsleiter Wilhelm Pfitzinger.
Die Station Nürnberg
Die am 1. Januar 1993 in Betrieb genommene Station befindet sich am Flughafen Nürnberg. Es kommt ein Hubschrauber des Typs H145 mit Fünfblattrotor zum Einsatz.
Die DRF Luftrettung
Die DRF Luftrettung mit Sitz in Filderstadt ist eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas. An 29 Stationen in Deutschland leistet die gemeinnützige Organisation Einsätze in der Notfallrettung und führt Verlegungsflüge von kritisch kranken oder verletzten Personen zwischen Kliniken durch. An elf dieser Stationen sind die Crews rund um die Uhr einsatzbereit, an vier Standorten kommen Hubschrauber mit Rettungswinde zum Einsatz. Darüber hinaus holt die DRF Luftrettung mit eigenen Ambulanzflugzeugen Patientinnen und Patienten aus dem Ausland zurück. Insgesamt leistete die DRF Luftrettung 38.076 Einsätze im Jahr 2021.
Zur DRF Luftrettung gehören seit 2001 die österreichische ARA Flugrettung mit zwei Stationen und einem Winterstandort sowie seit 2019 die NHC Northern Helicopter, die an drei Stationen Einsätze in der Luft- und Wasserrettung leistet. Außerdem ist die DRF Luftrettung an der schweizerischen Alpine Air Ambulance, die zwei Luftrettungsstationen betreibt, beteiligt.
Für den kontinuierlichen Ausbau ihrer lebensrettenden Aufgabe ist die gemeinnützige Luftrettungsorganisation auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Rund 400.000 Fördermitglieder weiß der DRF e.V. bereits an seiner Seite. Mehr Informationen unter www.drf-luftrettung.de
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Quelle: ots