Kiel/Lübeck (ots) –
Die gute medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 in Schleswig-Holstein bleibt auch in Zukunft gesichert: Im Rahmen von Videosprechstunden werden die bei der AOK NordWest versicherten jungen Patienten und deren Eltern von Kinderdiabetologen häufiger und damit bedarfsgerecht digital beraten. Dazu haben das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) und die AOK NordWest jetzt einen entsprechenden Versorgungsvertrag geschlossen. „Mit dem Einsatz von moderner telemedizinischer Technik gestalten wir aktiv innovative Versorgungsformen in Schleswig-Holstein. Wir sichern die gute medizinische Versorgung und erhöhen die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen, die an Diabetes Typ 1 erkrankt sind. Gleichzeitig erleichtern wir den Alltag der betroffenen Familien erheblich“, sagt AOK-Landesdirektorin Iris Kröner. Etwa 1.400 Kinder und Jugendliche sind allein in Schleswig-Holstein an Diabetes Typ 1 erkrankt.
Mit dem gemeinsamen Vertrag (§ 140a SGB V) von UKSH und AOK NordWest wurden die positiven Ergebnisse aus dem bundesweit einmaligen Telemedizin-Projekt der ‚Virtuellen Diabetesambulanz für Kinder und Jugendliche‘ (ViDiKi) in die Versorgung der jungen AOK-Versicherten in Schleswig-Holstein überführt. Beteiligt an dem vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderten Telemedizinprojekt zwischen 2017 und 2020 waren das UKSH, die AOK NordWest (Konsortialpartner), die Universität Lübeck, das Städtische Krankenhaus Kiel sowie zahlreiche gesetzliche Krankenkassen. „Das Modell war beispielhaft und bundesweit richtungsweisend für den sinnvollen Einsatz von Telemedizin“, sagt AOK-Landesdirektorin Iris Kröner.
In der Übergangszeit zwischen Projektende und dem jetzigen Vertragsabschluss zwischen der AOK NordWest und dem UKSH hat das Land Schleswig-Holstein mit Mitteln aus dem Versorgungssicherungsfonds die Zwischenfinanzierung des besonderen Betreuungsangebots für ein Jahr sichergestellt. Dazu sagt Landes-Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg: „Ich danke allen Beteiligten, die gemeinsam mit großem Engagement diese neue Versorgungsform auf den Weg gebracht haben. Ich freue mich sehr darüber, dass ViDiKi weitergeführt werden kann und hoffe, dass dieses Beispiel Schule macht und bald noch mehr Menschen zur Verfügung steht. Hier zeigt sich ganz deutlich, wie der sinnvolle Einsatz von Telemedizin zu einer erheblichen Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes und zu einem größeren Therapieerfolg beitragen kann.“
Das belegen eindrucksvoll die Studienergebnisse: Danach führten die Experten der Diabetesambulanz am UKSH in Lübeck und Kiel mit den jungen Patienten fast 4.000 Videosprechstunden durch und werteten regelmäßig deren Glukosewerte aus. In den Online-Sprechstunden erhielten die Eltern und Jugendlichen wichtige Hinweise, wie sie ihre Therapie optimieren und damit die Stoffwechsellage dauerhaft verbessern können. Erfreulich: Die 240 teilnehmenden Familien bewerteten das Angebot durchweg als ’sehr positiv‘. Dazu gehört auch Sabine Gernet aus Klein Wesenberg (Kreis Stormarn). Die Mutter und ihre beiden Kinder mit Diabetes Typ 1, Oliver (12) und Line (11), nahmen am ViDiKi-Projekt teil und zeigten sich vom Angebot der Videosprechstunde überzeugt. „Für uns als Familie war das Angebot ein Segen gleich in mehrfacher Hinsicht: Wir haben viel Zeit und organisatorischen Aufwand gespart. Wir konnten ganz bequem von zu Hause aus mit moderner Technik und dazu noch viel häufiger in den Dialog mit den Diabetologen treten. Die Langzeitblutzuckerwerte meiner Kinder haben sich deutlich verbessert. Wir sind deshalb sehr froh darüber, dass wir nach Ablauf des Projekts jetzt weiter die Vorzüge der telemedizinischen Beratung nutzen können“, sagt Sabine Gernet, die zusammen mit ihren Kindern bei der AOK NordWest versichert ist.
Das bestätigt auch die Projektleiterin, Dr. Simone von Sengbusch, Diabetologin am UKSH: „Für die Gesundheitsprognose der Kinder und Jugendlichen wirkte sich die monatliche Videosprechstunde sehr positiv aus. So konnte sich die Stoffwechsellage der Kinder nach zwölf Monaten signifikant verbessern.“ Die regelmäßige Datenbesprechung, Anleitung und Motivation wirkten besser als nur der eine persönliche Termin pro Quartal mit dem behandelnden Arzt. Weiterhin beeinflusste das Angebot die Therapiezufriedenheit und senkte die Belastung der Eltern signifikant. „Die höhere Kontaktfrequenz zur Therapieanpassung, hohe Flexibilität der Termine und die enorme Zeitersparnis waren aus Elternsicht die größten Vorteile des Projektes“, so Dr. von Sengbusch. In den Befragungen beschrieben viele Eltern sogar, dass ihr Selbstvertrauen, die Therapie allein zu steuern, durch die Videoberatung deutlich zugenommen habe. Diese Einschätzung wurde von den behandelnden Diabetologen und Diabetesberatern des Studienteams bestätigt. „Die Studie hat eindrucksvoll gezeigt, dass auch mit einer Videosprechstunde ein gutes Behandlungsverhältnis zwischen der Familie und dem Kinderdiabetologen entsteht“, so Dr. von Sengbusch.
Etwa 32.500 Kinder und Jugendliche sind in Deutschland an Diabetes Typ 1 erkrankt – bei steigender Tendenz. Die Erkrankung greift stark in das Leben der Betroffenen und deren Familien ein. Trotzdem können Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes ein fast normales Leben führen. Dafür brauchen sie jedoch eine gute medizinische Versorgung mit einer individualisierten Insulintherapie, eine spezielle fachärztliche Betreuung und vor allem passende Hilfsmittel, die die Patienten ständig bei sich tragen müssen. „Diese hoch technisierten Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) geben den Betroffenen Sicherheit vor Über- und Unterzuckerung, und sie steuern heute zusätzlich Insulinpumpen für das Ziel einer normnahen Stoffwechsellage. Um die Chancen der neuen Technologien optimal zu nutzen, erfordert deren Anwendung aber auch einen häufigeren Kontakt zwischen Patient und Behandelnden zur Therapieanpassung“, erklärt Dr. von Sengbusch.
Und gerade diese regelmäßigen Termine zur Besprechung in einer Diabetesambulanz, die oft viele Kilometer vom Wohnort entfernt ist, erfordern von den Eltern viel Zeit für die Organisation des Termins: Von Freinehmen am Arbeitsplatz über Ausfall von Schulstunden und Freizeitaktivitäten am Nachmittag bis hin zur Planung der Geschwisterbetreuung. Hinzu kommt, dass die Verfügbarkeit von Terminen bei Diabetologen begrenzt ist und entsprechende Beratungen wegen des zunehmenden Mangels an Kinderdiabetologen nicht in ausreichender Frequenz durchgeführt werden können. „Diese Situation hat sich gerade in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein mit unserer ‚Virtuellen Diabetesambulanz‘ deutlich verbessern lassen. Damit sichern wir nicht nur die innovative Diabetesversorgung für Kinder und Jugendliche nachhaltig, sondern stärken auch den Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein“, so Prof. Dr. Jens Scholz, UKSH-Vorstandsvorsitzender (CEO). So können die virtuellen Beratungsgespräche viel flexibler als in den üblichen Sprechstunden einer Klinik oder einer Praxis durchgeführt werden – auch später abends für berufstätige Eltern oder Jugendliche. Und wir leisten auch noch einen Beitrag für den Klimaschutz!
Das Angebot der Videosprechstunde erfolgt durch den behandelnden Kinderdiabetologen. „Dadurch ändert sich nur die Kontaktform, aber nicht das Behandlungsteam. In einem Quartal pro Jahr erfolgt dann geplant in der Kinderdiabetessprechstunde die notwendige Laborkontrolle, körperliche Untersuchung und eine längere Besprechung“, so Dr. von Sengbusch.
„Wir hoffen, dass viele Kinderdiabetologen und geeignete Krankenhäuser aus Schleswig-Holstein dieses Angebot für ihre jungen Patientinnen und Patienten ebenfalls nutzen und sich unserem Vertrag bald anschließen“, so AOK-Landesdirektorin Iris Kröner. Weiter Infos gibt es im Internet unter aok.de/nw in der Rubrik Medizin & Versorgung > Krankheiten und Behandlung oder unter uksh.de.
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Quelle: ots