Baierbrunn (ots) –
Die Treppe rauf, außer Puste. Oder einfach nur die Wohnung staubsaugen, und das Herz rast. Für Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz werden selbst normale Alltagssituationen zur Belastungsprobe. Medikamente helfen – aber nach der Diagnose bleibt oft die Angst. Hier kommen viele Betroffene in einen Teufelskreis: „Psyche und Herz sind ganz eng miteinander verknüpft“, sagt die psychologische Psychotherapeutin Franziska Kolorz vom Herzzentrum der Berliner Charité im Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“.
Medikamente sofort nach der Diagnose
Etwa 2,5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche oder Herzmuskelschwäche genannt. Sie ist der häufigste Grund, warum Menschen in die Notaufnahme kommen. Im Gegensatz zur akuten Herzinsuffizienz, die zum Beispiel durch einen Herzinfarkt ausgelöst werden kann, entwickelt sich die chronische Herzinsuffizienz über einen längeren Zeitraum. In etwa der Hälfte der Fälle schädigen Durchblutungsstörungen des Herzmuskels oder Bluthochdruck den Muskel schleichend bis zu dem Punkt, an dem er nicht mehr kann.
Abhilfe schaffen zunächst unterschiedlich wirkende Medikamente, neben Betablockern und ACE-Hemmern kommen hier SGLT-2-Hemmer und Aldosteronhemmer zum Einsatz. Jüngste Studien haben gezeigt, dass die Mittel am besten wirken, wenn die Betroffenen sie so bald wie möglich nach der Diagnose regelmäßig einnehmen. Schlägt die Therapie gut an, können je nach Ausprägung der Herzschwäche sogar die Symptome so weit gelindert werden, dass der Alltag nicht weiter eingeschränkt ist – meist das wichtigste Ziel für die Patientinnen und Patienten.
Profitieren von psychosozialer Unterstützung
Wichtig ist es zudem, dass Betroffene körperlich aktiv sind, Übergewicht verlieren, gesünder leben und auf die eigenen Körpersignale hören. Die gute Nachricht: Derartige Selbstfürsorge lässt sich lernen. Doch das passiert nicht von allein. Fehlt psychologische Unterstützung, kann das Leben nach der Diagnose eher härter als leichter werden. „Ungefähr ein Drittel der Menschen mit chronischer Herzschwäche hat in der Folge depressive Symptome“, sagt Psychotherapeutin Franziska Kolorz.
Die meisten Patientinnen und Patienten profitieren von psychosozialer Unterstützung. Manchen reicht ein einzelnes Gespräch mit einer Seelsorgerin oder einem Seelsorger, anderen hilft eine Selbsthilfegruppe oder eine Psychotherapie, Ängste zu bewältigen und mit der Herzschwäche zu leben. Der ganzheitliche Blick auf Herz und Psyche ist aber leider noch nicht überall Standard. Betroffene, die selbst merken, dass die Angst sie lähmt oder die trüben Gedanken überhandnehmen, sollten das selbst – am besten in der Hausarztpraxis – ansprechen. Das ist neben den Medikamenten ein wichtiger Schritt zum bestmöglichen Leben mit Herzschwäche.
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