Hunderttausende Menschen fliehen vor schweren Kämpfen im sudanesischen Wad Madani / Die humanitäre Hilfe im Land ist bedroht und die sexuelle Gewalt gegen Frauen nimmt zu

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Köln (ots) –

Fünf Tage lang haben schwere Kämpfe Islamic Relief und viele andere Hilfsorganisationen gezwungen, die humanitäre Arbeit in der Stadt vorübergehend einzustellen und einige Mitarbeitende aus der Stadt zu evakuieren. Rund 300.000 Menschen sind aus der Stadt Wad Madani im Zentralsudan geflohen, da die Kämpfe in und um die Stadt toben und die verzweifelte Zivilbevölkerung keine sicheren Orte mehr findet.

Wad Madani war in den letzten acht Monaten, seit der Krieg im Sudan ausgebrochen ist, eine Oase der relativen Ruhe. Rund eine halbe Million Menschen haben in der Stadt Schutz gesucht, nachdem sie vor der Gewalt in anderen Teilen des Landes geflohen waren. Jetzt müssen sie erneut fliehen.

Die Stadt Wad Madani ist die Hauptstadt der sudanesischen Provinz Al-Jazirah, einer wichtigen landwirtschaftlichen Region, die als Kornkammer des Landes bekannt ist. Die neuen Kämpfe dort drohen die ohnehin schon extreme Hungerkrise im Sudan weiter zu verschärfen.

Mehr als 20,3 Millionen Menschen im ganzen Land leiden bereits unter akuter Ernährungsunsicherheit, da der Krieg die Menschen von ihrem Land vertrieben und die Landwirte daran gehindert hat, zu pflanzen. Da die Hauptstadt Khartum extrem gefährlich ist, ist Wad Madani zu einem Drehkreuz für Hilfsorganisationen geworden, und die jüngsten Kämpfe werden die Hilfsbemühungen im ganzen Land weiter einschränken.

Die in Wad Madani verbliebenen Mitarbeitenden von Islamic Relief berichten, dass die heftigen Kämpfe auch noch andauern (Stand 19.12.2023). Andere Mitarbeitende sind in die Stadt Sennar geflohen, die ebenfalls angegriffen wurde.

Elsadig Elnour, der Landesdirektor von Islamic Relief im Sudan, war in Wad Madani, als die Kämpfe ausbrachen. Er berichtet von der Lage:

„In Wad Madani hat Islamic Relief für die Menschen Nothilfe geleistet und die örtlichen Krankenhäuser mit Lebensmitteln, Brennstoff und Medikamenten unterstützt. Aber wir mussten unsere Programme aussetzen und einige unserer Mitarbeitenden evakuieren – insbesondere weibliche Mitarbeiterinnen, da wir um ihre Sicherheit in der Stadt fürchteten, weil die sexuelle Gewalt zunimmt.“

„Zehntausende von Menschen sind zuvor nach Wad Madani geflohen, weil sie glaubten, dort sei es sicher. Jetzt sind sie wieder unterwegs – viele sind weiter südlich nach Sennar geflohen, wo viele Menschen jetzt auf der Straße schlafen. Andere gehen nach Gedaref im Ostsudan.“

„Die Zone, in der sich die Menschen in unserem Land sicher fühlen können, schrumpft von Tag zu Tag. Wir befürchten, dass sich die Kämpfe nun nach Osten bis nach Gedaref ausbreiten werden, welche ein Drehkreuz für die humanitäre Hilfe im ganzen Land ist.“

Wad Madani befand sich unter der Kontrolle der sudanesischen Streitkräfte SAF (engl. Sudanese Armed Forces), doch die paramilitärischen Kräfte der RSF (engl. Rapid Support Forces) behaupten nun, die Stadt erobert zu haben. Die Kämpfe begannen am vergangenen Freitag und haben sich seither intensiviert.

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Islamic Relief in Al Jazirah sind Sudanesen – einige von ihnen wurden inzwischen in andere Teile des Sudan evakuiert, während einige der lokalen Mitarbeitenden aus Wad Madani in der Stadt geblieben sind. Die Hauptbrücke und die Märkte der Stadt sind alle geschlossen.

Der im April ausgebrochene Konflikt im Sudan hat bisher mindestens 5,4 Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben. 24,8 Millionen Menschen im Sudan sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Pressekontakt:
Sara Ahmed Martinez, Pressereferentin
Telefon: 0221 200 499-2279
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Quelle: ots